
"Stücke arrangieren, wie man sie selbst gerne hören würde"
Der Dirigent und musikalische Leiter des AOM, Stephan Weidenbrück, vor dem Herbstkonzert 2025 im Interview
Hallo Stephan, kannst du den Website-Besuchern schon verraten, was sie am Sonntag, dem 16. November 2025 ab 18 Uhr zu hören bekommen?
Stephan Weidenbrück: Über das Programm darf ich im Detail nicht allzu viel verraten, weil das ja immer auch eine Überraschung sein soll. Aber allgemein ausgedrückt: Von Klassik über Rock und Pop sowie Filmmusik bis hin zu Kölschen Hits ist alles drin.
Vielleicht aber kannst aber wenigstens ein, zwei Stücke als Appetithappen anpreisen?
Weidenbrück: Okay. Ich bin sicher, dass die Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt" alle Zuhörer begeistern wird. Auch das ist wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, was ein Akkordeonorchester – natürlich mit Unterstützung von Keyboards, E-Gitarre und Schlagwerk – an Klangvielfalt produzieren kann. Und das trifft auch auf das von mir arrangierte Medley "Hans Zimmer in Concert" zu.
In den letzten Jahren waren die eigene Arrangements von Stücken und Medleys wahre Highlights, die die Zuhörer zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen haben. Wie ist es dazu gekommen, dass ihr so viele "Eigenproduktionen" im Programm habt?
Weidenbrück: Generell arrangieren mein Stellvertreter Werner Sträßer und ich Stücke – Einzelsongs und Medleys–, wenn es die gewünschte Musik nicht für Akkordeon-Orchester gibt oder nicht so gibt, dass es uns gefällt (lacht). Gerade die von Werner sehr gut umgesetzte Kölsche Musik ist in der kaufbaren Literatur etwas unterbesetzt. Dann ist es natürlich oft so, dass das Publikum zwar die Refrains der Songs, aber selten den Strophentext kennt. Oder aber die Strophen sind melodisch nicht so interessant. Da macht ein Medley natürlich Sinn, um das Publikum besser zu unterhalten.
Bei Hans Zimmer ist es etwas anders. Filmmusik ist teilweise lange eher rein funktional und wenig interessant für den Hörer. Um dann dennoch die Musik beispielsweise von "Gladiator" zu spielen, ist ein Medley dann die beste Wahl. Das macht Hans Zimmer im Übrigen selbst auf seinen Konzerten, wie auch auf der aktuellen ausverkauften Europa-Tournee.
Aber erfordert ein Arrangement solch monumentaler Stücke nicht einen großen Zeit- und Kraftaufwand?
Weidenbrück: Solche Werke sind in der Tat recht aufwändig umzusetzen, da man gerade bei Hans Zimmer versuchen muss, ein großes Orchester und viele elektronische Klänge, Perkussion und so weiter mit Akkordeons hörbar zu machen. Dafür habe ich beispielsweise unzählige Aufnahmen durchforstet, die Stücke analysiert, um herauszufinden, was genau die wichtigen Stellen sind und natürlich habe ich auch unzählige Seiten Partituren für Sinfonieorchester gelesen. Teilweise gibt es aber von den Werken auch gar keine Noten. "Madagaskar" musste ich zum Beispiel komplett raushören – nicht nur die Noten sondern auch die 14 Taktwechsel in den letzten 18 Takten.
Was motiviert dich, zu arrangieren?
Weidenbrück: Es ist für mich Reiz und Ansporn, Musik zu spielen, wie man sie selbst als Dirgent hören möchte. Ich habe ständig neue Ideen und mindestens fünf weitere Medleys im Kopf komplett fertig – einzig die Zeit für die Umsetzung fehlt mir derzeit.
Inzwischen hast du eine Unterstützung in den eigenen Reihen gefunden, was das Arrangieren betrifft...
Weidenbrück: Da meine Zeit aufgrund meiner beruflichen Aktivitäten (Anm.d.Red: Stephan Weidenbrück ist unter anderem als Musikproduzent tätig) so knapp ist, ist es natürlich toll, einen so talentierten wie motivierten Vize-Dirigenten wie Werner zu haben. Er steht nicht nur vorne am Pult wenn ich verhindert bin oder arrangiert wunderbare Stücke, sondern wir beratschlagen uns auch öfter hinter den Kulissen, da er als Akkordeonspieler in der zweiten Stimme häufig wortwörtlich einen ganz anderen Blick auf das Orchester hat, als ich.
Dann bleibt nur noch zu wünschen: Toi, toi, toi und viel Erfolg!
