Probe mit "Echo - cho - o"

hockeyNormalerweise wird hier Hockey gespielt...

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Und so nahm AOM-Vorsitzender Detlef Erberich dankbar das Angebot an, die Orchesterprobe nicht ausfallen zu lassen, weil in dem zu kleinen Probenraum in Müllekoven, in dem keine CORONA-bedingten Abstandsregelungen eingehalten werden können, ersatzweise in einer anderen Location stattfinden zu lassen. Und so wurde die alte Sporthalle des KKHT Schwarz-Weiß, in der normalerweise Hockey (2. Bundesliga) gespielt wird zum Kulturtempel umfunktioniert - wobei es dann doch auch etwas sportlich zuging. Doch eigentlich hätte Erberich bei diesem Angebot skeptisch sein müssen, denn "Halle" hat wahrscheinlich irgendwas mit "Hall" zu tun. Wenigstens aber konnten die geforderten Abstände von Minimum 1,5 Metern zwischen den Akkordeonisten leicht eingehalten werden: Man hätte hier sogar ein Symphonieorchester einschließlich einer fünfmanualigen Orgel mit 20-Fuß-Pfeifen problemlos üben lassen können. Erfreulich, dass bis auf vier verhinderte und entschuldigte Akteure niemand fehlte – ja: Es waren sogar alle 22 "Balgdrücker" pünktlich, so dass der Maestro um 19:30 Uhr den Taktstock heben konnte, und das, obwohl der Anfahrtsweg doch recht lang gewesen war und die Halle ziemlich abgelegen lag.

Doch schon beim ersten Stück wurde deutlich, dass da irgendwas nicht stimmte: Die 22 Akteure hörten zwar ihr eigenes Instrument, nicht aber die Akkordeons der anderen und so erreichten alle (als gehe es um einen sportlichen Wettbewerb) zu unterschiedlichen Zeiten den finalen Takt. Schlusslicht (oder muss man von einem Schlusston sprechen) war Rosi, die am weitesten von allen entfernt saß und bei der die sehr gut reflektierten Schallwellen ganz zuletzt eintrafen. Während also kein Spieler die Kollegen hörte, hörte Dirigent Stephan alles, allerdings so durcheinander, dass er (zur Freude der schwächeren Spieler) die Misstöne nicht dem Verursacher zuordnen konnte (Der Autor vertritt in diesem Zusammenhang die Meinung, man sollte künftig immer in dieser Halle spielen). Übrigens – mal abgesehen von Schallwellen, die mal trödeln und mal etwas schneller sind: Sollte eigentlich nicht jeder Musikant den Dirigenten immer im Blick haben, so dass alle zur gleichen Zeit das Ende erreichen, ohne dass sie sich am Tempo der Nachbarn zur Rechten und zur Linken orientieren müssen? Und wahrscheinlich wird auch niemand bestreiten, dass man Stephan den großen Abständen und Entfernungen zum Trotz am vergangenen Montag auch ohne Opernglas immer noch einigermaßen in der Ferne sehen konnte. 

Diskussionen dann in der Halbzeitpause. Schiedsrichter Erberich beorderte die Vertreter der Mannschaften zum Mittelunkt und machte klar, dass die Probe aus dem Ruder zu laufen drohte und stellte für den zweiten Teil die Alternativen zur Auswahl, entweder den Dirigenten oder die gegnerische Mannschaft (sprich 22 Akkordeonisten) vom Platz zu stellen. Dazu kam es dann aber nicht mehr, weil die Spieler mehr "Fair play" spielten und "die Räume enger machten" (Standard Trainer-Anweisung, wenn's mal wieder nicht so richtig rund läuft). Und am Ende trennte man sich dann doch friedlich-schiedlich unentschieden. Und anstatt in die Dorfkneipe nach Bergheim zu düsen, genehmigten sich einige Unentwegte in der CologneClubLounge auf dem Vereinsgelände noch ein Kaltgetränk – natürlich alkoholfrei und mit gebührendem An- und Abstand.

Bei allen Unbillen: Andrea Erberich (1. Stimme) brachte es auf den Punkt: "Dass die Akustik in dieser Halle nicht optimal ist, ist nicht so wichtig. Hauptsache, wir hatten wieder einmal eine gemeinsame Probe." Und Ehemann Detlef ergänzte: "Ein Dankeschön gebührt dem Hockeyverein, der uns die Halle überlassen hat." Gleichwohl will er sich bei längeranhaltenden Hygiene- und Abstandseinschränkungen um eine Eventlocation kümmern, die auch die Gnade (oder besser: das Gehör) des Orchesterleiters findet.  Da kann man sich dann hoffentlich besser und ohne Echo "hören" - "ören" - "en" bei einer Probe ohne "Echo" - "cho" - "o".

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...manchmal aber auch Akkordeon.