• Das Akkordeonorchester Müllekoven

    Notenscan für ein Schreibprogramm

    EInes vorweg: Das Verfielfältigen von Noten ist verständlicherweise verboten: Komponisten, Arrangeure und Verlage haben ein berechtigtes Interesse daran, dass ihre Noten gekauft (und nicht abkopiert) werden. Aber es ist erlaubt, von gekauften Noten für sich selbst eine Arbeitskopie oder eine Abschrift anzufertigen. Aber warum Noten einscannen? Vielleicht will jemand Noten anpassen, zum Beispiel transponieren, vielleicht will jemand die Noten optisch verbesser. So gibt es in unserem Akkordeonorchester einige Spieler und Spielerinnen, die ein Notenschreibprogramm wie zum Beispiel das kostenlose Musescore verwenden, um Noten abzuschreiben. Meist deshalb, um die Noten dann größer und damit lesbarer auszudrucken. Nun ist das (Ab-)Schreiben von Noten eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit und sicher hat sich jeder, der so eine Aufgabe schon mal übernommen hat, gewünscht, es gäbe eine andere Möglichkeit, kleingedruckte Noten vom Papier in ein Notenschreibprogramm zu bringen um sie dort bearbeiten und größer ausdrucken zu können.

    Inzwischen gibt es mehrere Programme, deren Entwickler behaupten, hierfür eine Lösung gefunden zu haben. Das Stichwort hierzu heißt OCR-Software (Optical Character Recognition, also: optische Buchstabenerkennung). OCR wird vor allen Dingen häufig eingesetzt, wenn es darum geht, (längere) Textinhalten, die man nur auf Papier hat, in eine Textdatei zu bekommen, etwa um dann am Text erforderliche Änderungen vorzunehmen. Wenn man viel Zeit hat, kann man den auf Papier vorliegenden Text abschreiben. Viel schneller ist aber eine OCR-Software. Die gehört inzwischen zu jedem ordentliche Multifunktionsdrucker oder Scanner: Während des Scanvorgangs wird das gescannte analysiert und in digitale Buchstaben umgewandelt, die zu einer Datei zusammengeführt werden, die man dan mit einem Textverarbeitungsprogramm bearbeiten kann. Die Erkennung funktioniert inzwischen erstaunlich gut, wenn die eingescannten Seiten relativ sauber sind. Probleme gibt es allenfalls bei einigen Schriftarten, bei denen zum Beispiel der Buchstabe "l" (wie in "lang") mit dem Buchstaben "I" (wie in Igel) verwechselt werden kann. Allerdings werden bei den OCR-Programmen die Texte einer Rechtschreibprüfung unterzogen.

    Es müsste eigentlich also doch auch möglich sein, Noten zu scannen und in einer digitalen Datei zu speichern, in der man dann Änderungen (zum Beispiel an der Größe der Noten) nach eigenem Gusto vornehmen kann. Theoretisch - ja. Doch der Teufel steckt im Detail: Buchstaben in Texten stehen akurat nebeneinander. Ein Scanprogramm erkennt wo ein Buchstabe anfängt und wo er endet sowie die Lücke, an der der nächste Buchstabe beginnt. Bei Notenblättern ist das Erkennen weitaus problematischer. Das betrifft nicht nur die Noten selbst und die Notenwerte (insbesondere bei punktierten Noten, wenn die Punkte sehr klein sind), sondern auch Taktstriche, Dynamikzeichen, Haltebögen und Bindebögen – von Texten (insbesondere Liedtexten) oder schlecht eingescannten Vorlagen ganz zu schweigen. Eine hohe Erkennungsquote aller Elemente ist aber gerade bei der Notenerkennung wichtig, denn für eine weitere Verwendung in einem beliebigen Notenschreibprogramm müssen sie in einer MusicXML-Datei  gespeichert werden. Die muss aber (was z.B. die Vollständigkeit der Takte betrifft) fehlerfrei sein, sonst besteht die Gefahr, dass die Datei vom Notenschreibprogramm als "korrumpiert" abgelehnt wird. Beispiel: Ein Notenhals wird unter Umständen fälschlich als Taktstrich erkannt, dann werden aus einem Takt zwei Takte, die dann aber jeder für sich nicht mehr "vollständig" sind.

    Also haben wir verschiedene Programme getestet: 

    • AudiVeris
      (Anm.: Man kann ein AudiVeris-Tool auch unter Windows lokal auf dem Rechner speichern, das dann eine zuvor eingescannte PDF-Datei zur Umwandlung auf den AudiVerisserver lädt. Dort kommt die Datei in eine Warteschlange und es dauert etwas Zeit, bis man per Email über die Umwandlung in eine Music-xml-Datei informiert wird, das hat in unserem Fall aber leider mit der Windows-Version nicht funktioniert. Da allerdings in unserem Notenschreibprogramm "Musescore" eine Schnittstelle zu AudiVeris als implementiert ist, war ein Test der Erkennungsqualität von AudiVeris dennoch möglich.)
    • Scanscore
    • Smartscore
    • Photoscore

     Folgende Schritte müssen bis zum Import einer Music-xml-Datei in ein Notenschreibprogramm erledigt werden:

    1. Einscannen der Noten in eine (ggflls mehrseitige) PDF- oder TIFF-Datei (ggflls direkt durch die Notenerkennungssoftware)
    2. Erkennen der gescannten PDF-Datei durch die Notenerkennungssoftware
    3. Korrekturen von Fehlern durch den Anwender (insbesondere unvollständige Takte)
    4. Exportieren der Notenerkennungsdatei in eine Music-xml-Datei
    5. Importieren der Notenerkennungssoftware in eine Music-xml-Datei

    Hierzu zunächst einige allgemeine Hinweise:
    Der oben geschilderte Ablauf ist im Wesentlichen bei allen Programmen ähnlich. Unterschiede ergeben sich zum Beispiel bei den Kosten, der Gestaltung der Oberfläche (besonders für den Noteneditor), bei der Sprache, bei der Hilfedatei (bzw. der Programmdokumentation) und bei der Qualität des Endprodukts für den Import in ein Notenschreibprogram, der music-xml-Datei.

    Audiveris ist die rudimentärste Software: Män lädt eine von Notenblättern gescannte PDF-Datei ins www und bekommt nach einer Wartezeit eine Music-XML-Datei zurück. Die Erkennung des Inhalts der PDF-Datei erfolgt nicht lokal, sondern online. Für die Umwandlung in eine Music-XML-Datei werden keine Kosten berechnet.

    Scanscore wird im Rahmen von Jahreslizenzen vertrieben, ist also ein ABO-Model. Dabei gibt es drei Editionen: Bei Melody ist die Erkennung nur auf eine Notenzeile beschränkt. Die Jahreslizenz kostet 9,00 Euro. Mit der Ensemble-Version können maximal vier Notenzeilen je System erkannt und bearbeitet werden. Die Jahreslizenz kostet 39,00 Euro. Mit der Professional-Edition können beliebig viele Stimmen je System gescannt und erkannt werden. Hier belaufen sich die Kosten auf 79,00 Euro für eine Jahreslizenz. Ein Player zum Abspielen der gescannten Noten gehört zum Programm. Eine Besonderheit, die wir bei anderen Programmen nicht gefunden haben ist die Optimierung bei der Erstellung der XML-Datei für Musescore, Finale, Sibelius, Dorice, Capella, Notion und Forte. Scanscore ist ein deutsches Produkt und wird vom Lugert-Verlag vertrieben,

    Smartscore kommt aus den USA (Musitek) und wird in Deutschland von Klemm-Music vertreten. Es gibt fünf Editionen. Bei unserem Test hatten wir mit der Songbook-Edition eine mittlere Version des Programms, was Kosten (199,00 Euro) und Leistung (maximale Erkennung von drei Instrumenten / Notenzeilen je System). Smartscore zeichnet sich dadurch aus, dass es ein sehr gutes Handbuch mitliefert und im Test die genauesten Scanergebnisse lieferte. Auch Smartscore hat einen eingebauten Miniplayer zum Abspielen der gescannten Songs. Falsch erkannte Takte werden deutlich sichtbar durch einen gelben Hintergrund angezeigt, andere Programme zeigen in solchen Situationen nur eine dünne gestrichelte Linie. Leider ist es nicht in der Lage, die erstellten Music-XML-Dateien für Musescore und einige andere Notationsprogramme zu optimieren, der Import zum Notenschreibprogramm "Finale" soll aber angeblich gut sein. Doch dazu später mehr. Die Oberfläche des Programms ist sehr komplex und zumindest zu Beginn etwas unübersichtlich. Der Hersteller erklärt auf seiner Website, dass seine Support-Ressourcen beschränkt seien und verweist dafür auf sein User-Forum (also Nutzer sollen sich mit ihren Problemen möglichst an andere Nutzer wenden.

    Photoscore (Ultimate 2020) von Neuratron kommt aus dem Vereinigten Königreich. Es kostet 269,00 Euro. Photoscore lieferte im Test ebenfalls passable Ergebnisse, wo bei allerdings doch Wünsche offen blieben. Das Programm ist nicht in Deutsch sondern nur in Englisch verfügbar. Es gibt allerdings eine (sehr überschaubare) deutsche Hilfedatei und einen Miniplayer. Die Benutzeroberfläche ist evebso einfach gehalten, wie die Bedienung des Programms. Die erstellte XML-Datei war in Musescore einwandfrei zu importieren.

    Achtung: Alle Preisangaben von den Herstellerseiten übernommen; Stand 05. Feb. 2023

     

    1. Einscannen / Umwandeln der Noten in eine PDF-Datei:
      Bis auf Audiveris bieten alle getesteten Programme eine Scanfunktion, die in der Regel auch die Voreinstellungen bezüglich Auflösung etc selbst vornimmt. Es ist aber auch möglich eine zuvor gescannte Datei in den Notenschreibprogrammen zu öffnen. Eine Ausnahme ist hier AudiVeris. Diese Software ist aus einem Opensource-Projekt entstanden und setzt voraus, dass eine PDF-Datei bereits vorhanden ist. Bei einigen Notenerkennungsprogrammen kann man anstelle von PDF-Dateien auch einige andere gängige Bildformate scannen.
      Bis auf AudiVeris (siehe oben) verlief der Scan völlig problemlos
    2. Erkennen der gescannten PDF-Datei:

     

    Zunächst haben wir eine vorhandene PDF-Datei mit sehr großen und gutgeschriebenen Noten (100 Takte) in einer Stimme mit Scanscore eingelesen. Auf den beiden gescannten Seiten wurden insgesamt sechs Erkennungsfehler festgestellt. Der Export in eine xml-Datei ist auch dann möglich, wenn diese Fehler nicht korrigiert werden, aber Scanscore warnt vor dem Export und zeigt in einer Meldung an, in welchen Takten sich die Fehler befinden. In unserem Fall hatte Scanscore dabei einen Takt in zwei Takte aufgespalten (damit waren also zwei Takte als "unvollständig" erkannt worden). In den anderen Fällen hatte Scanscore jeweils eine Note "geschlabbert", das war auffallend oft bei Noten mit Haltebögen der Fall.

    In der gescannten Datei werden die Fehler mit einer blauen Linie unter dem Takt angezeigt. Jetzt hat der Anwender die Möglichkeit, die Datei trotzdem nach xml zu exportieren, sie in seinem Notenschreibprogramm einzulesen und dort auch die Fehler zu korrigieren. Viele Anwender werden diese Vorgehensweise bevorzugen, weil sie sich zumindest anfangs mit ihrem Notenschreibprogramm besser auskennen, als mit den Korrekturfunktionen von Scanscore. Wir haben aber die andere Alternative gewählt und die Korrekturen direkt in Scanscore ausgeführt. Das Ganze hat ca. fünf Minuten gedauert, wobei wir am längsten dafür gebraucht haben, herauszufinden, wie die beiden aufgespaltenen Takte wieder zu einem Takt zusammenfügt werden können.

    Die "gepatchte" xml-Datei wurde anschließend in Musescore geöffnet, wobei es keine Probleme gab.

    Scanscore hat übrigens auch einen Player, mit dem die eingelesene und erkannte Datei abgespielt werden kann. Auch so lassen sichauch per Gehör eventuelle Erkennungsfehler herausfinden.

    Beim zweiten Versuch haben wir eine Seite des Musical-Potpourries "Die Schöne und das Biest" mit Scanscore eingelesen. Die Noten auf dem gescannten Blatt waren dabei deutlich kleiner gedruckt als im ersten Beispiel und das Notenblatt war auch schon etwas abgegriffen und enthielt handschriftliche Anmerkungen

    Hier gab es mehrere Fehler. Zum Beispiel wurde ein Zäsurzeichen irrtümlich als Note interpretiert. In einem anderen Fall war allerdings auch ein Takt als falsch angezeigt ohne dass ein Fehler erkennbar war. Wir haben die Noten in diesem Takt neu gesetzt - und alles war gut. Auch hier hat die Korrektur nur 4-5 Minuten gedauert. Wenn man ein wenig mehr mit Scanscore gearbeitet hat wird die Korrekturzeit auf jeden Fall wohl noch einmal kürzer.

    Fazit: Scanscore ist ein brauchbares Tool für vergleichsweise wenig Geld, auch wenn keine Fehlerquote von 0% erreicht wurde. Für Musiker, die Noten bearbeiten wollen, eine interessante Alternative zum Selberschreiben.

    Und vielleicht noch ein Wort zum Support: Der ist wirklich sensationell gut. In unserem Fall ging es um ein Problem mit dem Lizenzschlüssel (Paypal hatte die uns bestätigte Lastschrift nicht an Scanscore übermittelt): Wir haben trotzdem im Vertrauen darauf, dass die Zahlung erfolgt ist, einen Lizenzschlüssel postwendend erhalten.

    scanscore

    Die Programmoberfläche von Scanscore: Links ein Bild der gescannten Datei, rechts das, was Scanscore erkannt hat.

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